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Rating von Start-ups

 

 

 

 

 

Kaum eine Existenzgründung kommt ohne Fremdfinanzierung aus. Wo sich mittelständische Unternehmen unter dem Eindruck von Basel II frühzeitig mit alternativen Finanzierungsformen auseinandersetzen, bleibt Start-Up-Unternehmen in der Regel nur der traditionelle Bankkredit. Unternehmensgründungen ist dabei quasi immanent, dass jene Informationen, auf deren Basis die Kreditwürdigkeitsprüfung in Form eines bankinternen Ratings erfolgt, nicht vorliegen. GründerMagazin durchbricht für Sie den augenscheinlichen Teufelskreis.

 

Der öffentliche Kapitalmarkt scheidet in der Regel für die Finanzierung von Existenzgründungen de facto aus, da ein Börsengang zumeist erst einige Jahre nach der Unternehmensgründung, insbesondere wenn entsprechende Zulassungsbedingungen erfüllt sind, möglich wird. Neben innovativen Finanzierungsarten wie Venture Capital oder Private Equity, die zunehmend an Bedeutung gewinnen, spielt die Fremdfinanzierung von Unternehmen aber nach wie vor die mit Abstand wichtigste Rolle. Hierzulande verpflichtet der Gesetzgeber Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe zu einer eigenen Einschätzung, d.h. maßgeblich ist immer das interne Rating der kreditgebenden Bank. Selbst bei mezzaniner Finanzierung ist die Bank zum internen Rating angehalten. Dies gilt auch für Neugründungen.

Risiko-Anreizproblem

Für Kreditinstitute besteht mitunter eine gewisse Risiko-Aversion bei der Kreditgewährung an Unternehmensgründungen darin, dass der Kreditnehmer von einer Steigerung der Ertragserwartungen eines Investitionsprojekts zumeist alleine profitiert, während für ihn im Insolvenzfall mögliche Verluste nach unten begrenzt sind. Die Risiko-Kosten übernimmt die Bank, die in der Regel eine fixe Verzinsung erhält und daher keinen Nutzen aus höheren Gewinnen zieht. Ein kompletter Zahlungsausfall ("Default") trifft sie hingegen voll. Das wohl wichtigste Instrument zur Lösung von Risiko- Anreizproblemen bei Kreditfinanzierungen ist die Gewährung von Sicherheiten. Zumeist werden aber traditionelle Sicherheiten wie Immobilien gefordert, die Gründer nicht unbedingt vorweisen können, so dass meist nicht viel anderes übrig bleibt, als Sicherheiten aus dem Privatvermögen zu stellen. Staatliche Bürgschaftsprogramme können sich an dieser Stelle als möglicher Ausgleich für fehlende Sicherheiten bewähren. “Letztlich kann die Kreditsumme aber nur mit steigender Informationsdichte anwachsen”, sagt Dr. Jan Evers vom Hamburger Forschungs- und Beratungsunternehmen Evers & Jung. Für Banken wird es immer weniger akzeptabel, Kunden zu haben, die ohne jede zentrale Information ein Unternehmen leiten. “Dass in Deutschland nur jedes fünfte mittelständische Unternehmen eine regelmäßige Finanzplanung macht, ist ein Armutszeugnis”, sagt Evers. Die Zeiten, in denen man als Kleinunternehmer den "Zahlenkram" dem Steuerberater überlassen und dessen BWA dann abheften konnte, seien definitiv vorbei.

Risikoadäquate Bepreisung von Krediten

Banken und Sparkassen werden als eine der Folgen der neuen Baseler Eigenkapitalübereinkuft (Basel II) die Kreditkonditionen bekanntlich stärker an jeweiligen Kreditrisiken ausrichten. Die noch heute mancherorts verwandte Einheitsmarge, die eine Quersubventionierung von "guten" und "schlechten" Risiken verfolgt, wird damit zwangsläufig einer risikoadjustierten Margengestaltung weichen. Diese risikoadäquate Bepreisung von Krediten bedingt ein internes Rating-Verfahren durch die kreditgebende Bank. Unterstellt man Unternehmensgründungen wegen ihres inhärent hohen spezifischen Risikos eine Zuordnung zu höheren Risiko-Klassen, bedeutet dies in der Folge höhere Zinssätze für die Kredite der jungen Unternehmung. Berücksichtigt man darüber hinaus die relativ hohen Fixkosten der Kreditgewährung und des Monitorings der Kredite gegenüber den relativ niedrigen Kreditvolumen für Existenzgründungen, ergibt sich augenscheinlich eine Benachteiligung für Start-Ups. In der Praxis ist indessen das Gegenteil der Fall. Start-Ups kommen durch die Zuordnung in die Retail- oder Equity-Portfolios in den Genuss erheblicher Erleichterungen. Wissenschaftliche Untersuchungen an der TU Wien und der Donau-Universität Krems lassen sogar den Schluss zu, dass durch Basel II verzinste Kredite Eigenkapital vom Private-Equity-Markt substituiert werden kann mit der Konsequenz ggf. niedriger Finanzierungskosten und gestiegener Handlungsfreiheit für die Gründer. Niedrigere Finanzierungskosten würden sich dann einstellen, so die Untersuchung, wenn Basel-II-Kredite in einen bisher vom Private Equity dominierten Bereich einbrechen und für Wettbewerb sorgen.

 

Bedeutung der Soft facts

Etablierte Unternehmen, die auf kontinuierlich gewachsenen Märkten tätig sind und eine gewisse Marktstellung eingenommen haben, zeichnen sich durch ein gut ausgebautes Rechnungswesen aus. Unternehmensgründungen ist allerdings quasi immanent, dass jene Informationen, auf deren Basis die Kreditwürdigkeitsprüfung erfolgt, nicht vorliegen. Insbesondere die Ertragskraftprüfung bezieht sich auf historische Daten – genauer gesagt auf die drei Bestandteile des Jahresabschlusses: Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang –, über die neu gegründete Unternehmen nicht verfügen und selbst bei kleinen Unternehmen meist nicht ausreichend und systhematisch dokumentiert sind. Vor allem die geforderte Eigenkapitalquote wird für solche Unternehmen per se zum Problem werden, zumal diese statistisch mit der Größe sinkt. Für Start-Ups gelten beim bankinternen Rating-Verfahren deshalb eigene Gesetze. Demnach wird der Kreditentscheid primär anhand von so genannten weichen Faktoren (Soft facts) getroffen. Bei diesem qualitativen Scoring sind insbesondere ein Businessplan bzw. die Plausibilitätsprüfung der Planzahlen sowie der Unternehmensstrategie von ausschlaggebender Bedeutung. Die Bewertung wird insbesondere mit Hilfe einer ausführlichen Branchen-Analyse und einer Bewertung der Qualifikation des Managements zu einer Gesamtbonitätsnote verdichtet. Businesspläne erweisen sich somit als unabdingbare Voraussetzung, um fundierte Investitions- bzw. Desinvestitionsentscheidungen zu treffen. Durch die Darstellung und Einschätzung der Chancen und Risiken, sowohl in fachlicher als auch in betriebswirtschaftlicher Sicht, wird dem Kreditinstitut die persönliche Eignung des Unternehmers dargestellt und eine Entscheidungsgrundlage, auch gegenüber den Vorgesetzten und Prüfern des Bankmitarbeiters, an die Hand gegeben. Neben überzeugenden Planzahlen wird darüber hinaus die realitäts- und zeitnahe Information der Banken über die Entwicklung des laufenden Geschäfts sowie eine positive Kontoführung immer wichtiger. Regelmäßig überzogene Kreditlinien, Scheck- oder Lastschriftrückgaben erhöhen aus Sicht einer Bank das Ausfall-Risiko eines Kredits. Optimal gestaltet sich der Kreditvergabe-Prozess, wenn die Kundenbedürfnisse auf eine Gesamtfinanzierung ausgerichtet und daher Beratung, Sicherheitenbestimmung und Kreditwürdigkeitsentscheidung nicht mehr auf einzelne Produkte, sondern den gesamten Finanzierungsbedarf des Kunden abgestellt sind. Um dieses Ziel zu erreichen, liegt es nahe, sich mit den Erfolgskriterien aus Sicht einer Bank zu befassen. Bankmitarbeiter bevorzugen präzise, sachliche und verständliche Darstellungen des Unternehmens anstatt emotionaler und ausschweifender Ausführungen. Im Businessplan sollten die meist recht komplexen technischen oder logistischen Zusammenhänge einfach und klar, bestenfalls illustriert und durch gut verständliche Schaubilder dargestellt werden. Die objektive Darstellung und Bewertung von Risiken ist unerlässlich, zumal vielfach das Vorsichtsprinzip an oberster Stelle steht, und weit wichtiger als die Darstellung von Chancen.

Prüf-Kriterien beim Rating

Ein äußerst wichtiges Kriterium zur Beurteilung von Business- und Geschäftsplänen im Rahmen des Rating-Verfahrens ist die innere und äußere Plausibilität der Planung, d.h. Aussagen und Planzahlen müssen in sich stimmig und innerhalb des Textes und des Planzahlensystems widerspruchsfrei sein. Außerdem sollten die präsentierten Absatzzahlen eine gewisse Konkordanz zur Konjunktur- und Marktentwicklung sowie zur Wettbewerbssituation aufweisen. Der Zielmarkt muss für Außenstehende ebenso klar ersichtlich sein wie das Leistungs- und Produktportfolio, in dessen Rahmen der zu generierende Nutzen im Vordergrund steht. Bestehen bereits vergleichbare Leistungen im Markt, so ist überzeugend darzustellen, worin der Unique Selling Proposition (USP) der neu angebotenen Produkte liegt (z.B. Optimierung bereits existierender Produkte, Entwicklung und Qualitätssicherung). Des Weiteren ist auf Marketing und Vertrieb ein erkennbarer Schwerpunkt zu legen. Den Orientierungsrahmen geben dabei die Schwerpunkte Produkt- und Leistungspolitik, Preis- und Konditionenpolitik, Distributions- und Vertriebspolitik sowie Kommunikationspolitik. Einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren einer unternehmerischen Initiative ist zudem das Potenzial des Managements und der Mitarbeiter. Zu den wichtigsten Eigenschaften zählen hierbei fachliches und unternehmerisches Know-how bzw. Bildung, soziale Kompetenz, Kommunikations- und Führungsfähigkeit, Branchen- und Marktkenntnisse sowie Flexibilität und Visionskraft. Da es im Geschäftsplan vielfach nur sehr schwer nachzuweisen ist, dass der Unternehmensgründer diese Eigenschaften mitbringt, wird gewöhnlich in den persönlichen Gesprächen versucht, diese Soft Skills zu prüfen . Entscheidend ist dabei, dass im Managementteam sich ergänzende Fähigkeiten und Qualifikationen vorhanden sind, eine gemeinsame Führungsstruktur zu erkennen ist und aus dem Businessplan hervorgeht, dass selbst bei Rückschlägen weiter an der Realisierung der gesteckten Ziele gearbeitet wird. Die alles umfassende Klammer ist jedoch die Finanzplanung, die eine Beschäftigung mit einige Jahre in die Zukunft reichenden Planbilanzen, Planerfolgsrechnungen und Liquiditätsanalysen erfordert. Die Erfolgsplanung soll die Gewinne bzw. Verluste in den einzelnen Planungsperioden bestimmen. Dabei erwiest es sich als sinnvoll, Einzelpläne zusammenzustellen, wie z.B. einen Umsatzplan (Absatz- und Preisplan), Produktions-, Beschaffungs-, Personal- und Investitionsplan. Dass angesichts einer derartigen Komplexität externe Hilfe im Vorfeld der Kreditgespräche hilfreich sein kann, erklärt sich beinahe von selbst. Neben klassischen Unternehmensberatern, die bei der Erstellung von Businessplänen behilflich sind, bieten sich insbesondere im Hinblick auf das anstehende Rating-Verfahren sog. Rating-Advisor an, die gemeinsam mit dem Unternehmer den Rating-Prozess begleiten. Und nicht zuletzt in der einschlägigen Fachliteratur lassen sich Gewinn bringende Anregungen finden.

 

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