erstellt am 17.10.2003 um 08:16 Uhr
Damit hier einmal etwas Futter in die Diskussion kommt, habe ich im folgenden ein paar Informationen zum Thema Factoring zusammengestellt - nicht unbedingt erschöpfend, aber ein Einstieg. Das hätten Sie auch selber leisten können, "Firma WESTAG" ... WAS IST FACTORING?
Beim Factoring handelt es sich um ein Kaufgeschäft, bei dem das Unternehmen seine offenen Forderungen an das Factoringunternehmen, den sogenannten Factor, verkauft und im Gegenzug sofort bis zu 90% des Forderungsbetrages erhält. Das Factoringunternehmen wird Eigentümer und „Herr der Forderungen“.
Factoring kann drei wesentliche Funktionen erfüllen: die Versorgung mit Liquidität, die Übernahme des Forderungsausfallrisikos sowie das Debitorenmanagement.
Allerdings ersetzt Factoring nicht die Hausbank. Factoring ist ein ergänzendes Finanzierungsinstrument, das sofort zusätzliche Liquidität zuführt. Dieser Effekt macht dann bspw. die Erzielung von Skontoerträgen möglich, die vorher nicht realisiert werden konnten.
WOFÜR IST FACTORING GEEIGNET?
Factoring ist dann geeignet,
- wenn die Waren und Dienstleistungen, die ein Unternehmen verkauft, klar bestimmbar und schwer anfechtbar sind (Problem der sog. vorgeschobenen Mängeleinreden).
- wenn durch die Zuführung an zusätzlicher Liquidität Wachstum finanziert werden soll oder wenn durch die Zuführung an dieser zusätzlichen Liquidität das eigene Zahlungsverhalten verbessert werden soll. (vom Ziel-Zahler zum Skonto-Zahler)
- wenn ein dynamisches Finanzierungsmittel als Ergänzung zum Bankenkredit benötigt wird (das Finanzierungsvolumen verändert sich dynamisch mit wachsenden Umsätzen)
- wenn die Wareneinsatzquote deutlich unter 90% liegt.
- wenn die mit den Kunden vereinbarten Zahlungsziele nicht länger als max. 120 Tage sind.
VORAUSSETZUNGEN FÜR FACTORING
Bevor sich der Factor einen entsprechenden Vertrag abschließt, wird der Partner auf seine Bonität hin überprüft. Das heißt: Ohne Offenlegung der zeitnahen Unternehmenszahlen der letzten zwei bis drei Jahre können Unternehmen ihre Forderungen nur schwer verkaufen. Finanziert werden dabei nur gesunde Unternehmen. Das bedeutet, daß nur Unternehmen einen Factoringvertrag abschließen können, die über ein positives Rating verfügen.
VORTEILE DES FACTORING
Sicherheit der Geschäfte: Durch den Verkauf der Forderung geht auch das Delcredererisiko, d.h., die Insovenzgefahr des Abnehmers, auf den Factor über, der auch die Forderung eintreibt, so daß säumige Schuldner kein Problem mehr sind.
Höhere Barliquidität: Bei Vertragsabschluß garantiert der Factor gegen eine Gebühr die Vorauszahlung des vollen Bruttorechnungsbetrages (i.d.R. 75-100 % je nach Vertragsform und Factor). Den eventuellen Einbehalt überweist der Factor, wenn der Kunde bei ihm bezahlt hat bzw. spätestens innerhalb 90-120 Tage nach Ende der Zahlungsfrist (je nach Factor).
Bessere Bilanzstruktur: Eine größere Kapitaldecke und geringere kurzfristige Verbindlichkeiten versetzen das Unternehmen in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Banken und Lieferanten und verbessern gleichzeitig das Rating. So können günstigere Kreditkonditionen ausgehandelt und die Einkaufskonditionen verbessert werden.
Neue Geschäfte: Die gestiegene Liquidität eröffnet Spielräume für neue Geschäfte. Beispielsweise kann bei Preisschwankungen sofort agiert werden.
Geringere Kosten: Factoring macht eine bereits bestehende Kreditversicherung überflüssig. Da der Factor die Zahlungsfähigkeit der Kunden überprüft und i.d.R. das Forderungsausfallrisiko zu 100 % übernimmt, kann auf die zeitaufwendigen und kostenintensiven Bönitätsprüfungen verzichtet werden.
Weitere Vorteile: Entlastung der internen Debitorenbuchhaltung, des Mahn- und Inkassobereiches.