erstellt am 17.11.2004 um 17:16 Uhr
In aller Munde ist sie heute, die Ich-AG. Politiker predigen sie landauf, landab als Heilmittel gegen die Arbeitslosigkeit. Dabei ist allein der Name purer Etikettenschwindel. Denn was hat eine finanziell meist auf wackeligen Beinen daherkommende Kleinstgründung mit einer Aktiengesellschaft zu tun? Das ist klassisches New-Economy-Blabla: großer Name, wenig dahinter. Neuerdings müssen angehende Ich-AGler ja ein "Unternehmenkonzept" vorlegen, Marke "Businessplan light" - und von fragwürdiger Aussagekraft. Geprüft wird das "Konzept" dann von den "hochqualifizierten" Mitarbeitern des Arbeitsamtes, pardon, der Bundesagentur für Arbeit (noch so eine Begriffshülse). Als ob sich die Damen und Herren nicht schon genug mit der Ausübung ihres ureigensten Handwerks herumquälen: der schnellen und gezielten Vermittlung von Arbeitssuchenden. Jetzt versucht sich die Bundesagentur auch noch in Sachen „Existenzgründungsförderung“ - lachhaft wär´s, wenn´s nicht um das wirtschaftliche Fortbestehen der Betroffenen ginge.
Ein Illusionist wer denkt, daß die neue Vorschrift, ein Unternehmenskonzept einreichen zu müssen, dem Gedanke entsprungen sei, eine vernünftige Auslese förderungswürdiger Neugründungen vorzunehmen. Hier wird nur am Geldhahn herumgeschraubt, weil allzuviele Antragsteller die finanzielle Gießkannenberieselung in Anspruch genommen haben.
Ohnehin besteht das politische Hauptziel der Ich-AG darin, die Arbeitslosenstatistik zu frisieren. Das mag einige Politiker freuen, weil sie sich dann rühmen können, daß während ihrer Regierungszeit die Arbeitslosenzahlen um soundsoviel Prozent gesunken sind. Den Erwerbslosen wie der Wirtschaft hilft das wenig.
Dabei wäre ein professionelles Existenzförderprogramm für Erwerbslose durchaus sinnvoll. Statt Menschen blindlings in die Selbständigkeit zu drängen, sollte man eine individuelle Förderung vornnehmen: von der qualifizierten Auswahl wirtschaftlich aussichtsreicher Projekte über die Bereitstellung von Finanzmitteln bis hin zur laufenden fachlichen Begleitung während der schwierigen Startphase. Gerade die Bereitstellung von Fördermitteln wäre außerordentlich wichtig, da die meisten Erwerbslosen nicht über die notwendigen oder über gar keine Finanzmittel verfügen. Als Maßstab für eine Förderung sollte ausschließlich die Zukunftsperspektive des Projekts dienen - unabhängig davon, ob der Antragsteller eigenes Kapital einbringen kann oder nicht.
Aber für ein derartiges Programm müßten die Verantwortlichen in der Politik Interesse an nachhaltigen Förderkonzepten zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit haben. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Stattdessen übt man sich in Bewährtem: im politischen Aktionismus.
EuroVence Press Department
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