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„Ich weiß, was ich will. Sonst wäre ich keine Unternehmerin.“
Geschrieben am Donnerstag, 08. Oktober 2009 vonfirmenpresse



Konjunktur JuttaZeisset schreibt "Jutta Zeisset erweiterte im Zuge einer Nachfolge den elterlichen Hofladen in der Region Freiburg um eine Erlebnis-Gastronomie und beschäftigt heute 30 Mitarbeiter

STUTTGART, XXX. Wenn Jutta Zeisset davon erzählt, wie sie den elterlichen Bauernhof mit angegliedertem Laden übernommen hat, fühlt man sich sofort an das „Wir können alles“ der Baden-Württemberg-Werbung erinnert. Im idyllischen 2.000-Seelen-Ort Weisweil am Rhein hat sie in den letzten fünf Jahren aus dem beschaulichen Zwei-Personen-Betrieb mit Aushilfskraft ein florierendes kleines Unternehmen mit inzwischen 30 Mitarbeitern gemacht.

Der Einstieg ins Unternehmerinnen-Dasein kam für die heute 28-Jährige zwar plötzlich, war aber auch irgendwie vorbestimmt. Schon als kleines Kind begleitete sie ihre Eltern auf den Liefertouren in der Region Freiburg und half später auf dem damals noch auf Legehennenhaltung spezialisierten Hof mit. Nach einer Gärtnerlehre und einem Gesellenjahr in Pforzheim hatte sie nicht nur viele neue Eindrücke und berufliche Erfahrungen gesammelt, sondern war auch bereit für eine neue Herausforderung. „Als meine Eltern vor sechs Jahren darüber nachgedacht haben, langsam kürzer zu treten und meine fünf Geschwister kein Interesse daran hatten, den Hof zu übernehmen, war für mich sofort klar, dass ich den Betrieb weiterführen möchte“, erzählt Jutta Zeisset. So stieg sie 2001, zunächst als Angestellte, ein und übernahm den Hof 2004 ganz als Pächterin.

Knusprig-frisch direkt aus dem Ofen – Die neue Backstube des Hofladens ist ein voller Erfolg

Wenn Eltern ihr Lebenswerk weitergeben, ist das nicht immer einfach, doch die Zeissets meisterten die Aufgabe mit Bravour und einer guten Portion Pragmatismus. „Manchmal entsteht vielleicht der Eindruck, hier gäbe es drei Chefs“, sagt Jutta Zeisset schmunzelnd. Die Ideen ihrer Eltern Manfred und Doris Zeisset sind der jungen Unternehmerin auch sehr willkommen. Aber daran, dass sie nun die wirtschaftliche Verantwortung für den Betrieb trägt, lässt sie auch keinen Zweifel. Wie bei Übernahmen durch Frauen häufig der Fall, nutzte sie die Gelegenheit zu einer Restrukturierung bisheriger Geschäftsfelder, entwickelte bereits bewährte Ansätze weiter und setzte zusätzlich neue, eigene Akzente. „Mir war es von Anfang an wichtig, den Hof so auszurichten, dass mir die Arbeit nicht über den Kopf wächst und ich mich nicht verzettele“, sagt die 28-Jährige. Auf Grund der Neuorientierung des Betriebes gaben die Zeissets die Hühnerhaltung und den Obst- und Gemüseanbau auf und knüpften stattdessen Kontakte zu Bauern der Region, die sie nun beliefern. Dafür erweiterte Jutta Zeisset ihr Angebot um Backwaren aus eigener Backstube. Für die knusprig-frischen Bauern-, Vollkorn- und Dinkelbrote und Baguette, die leckeren Obstkuchen und Torten und natürlich Hefezöpfe ist der Hofladen Zeisset inzwischen in der Region bekannt.

Kultur- und Event-Gastronomie – Das Hofmuseum mit Café

Nach der Umstrukturierung des Hofes war die Zeit dann reif für neue Projekte. Vater Manfred Zeisset hatte bereits 2001 damit begonnen, im ehemaligen Hühnerstall auf 300 Quadratmetern ein Museum einzurichten, in dem der passionierte Sammler landwirtschaftliche Geräte, Hauswirtschafts-Utensilien und sogar eine Schnapsbrennerei ausstellt. Da das Angebot auf große Resonanz stieß, stellte sich bald die Frage, wo und wie man die Besucher am besten bewirten könnte. Das war die Geburtsstunde des „MuseumsCafés“. „Im Oktober 2004 habe ich die Pläne gemacht und ein Jahr später haben wir Eröffnung gefeiert“, erzählt die zielstrebige Badnerin.

Finanziert hat sie den Neubau über einen Kredit und ein Familiendarlehen. Außerdem wurde sie mit 10.000 Euro vom Projekt „Innovative Maßnahmen für Frauen aus dem ländlichen Raum“ des Landes Baden-Württemberg gefördert. Die Mischung aus Kultur und Gastronomie kommt in der Region gut an. „Inzwischen haben wir fast jede Woche eine Ausflugsgruppe, Betriebsfeier oder Hochzeit, Geburtstage oder andere Events hier“, sagt Jutta Zeisset.

Bei ihrer Expansion war es der Unternehmerin wichtig, möglichst viele Synergien zu erzielen. So nutzen die Museumsbesucher gerne die Möglichkeit zum Einkauf im Hofladen und lassen sich im Café die leckeren Torten aus eigener Herstellung schmecken. „Das ‚MuseumsCafé’ macht inzwischen ein Drittel unseres Umsatzes aus“, sagt Jutta. Der Hofladen hat rund 200 Kunden, die vor Ort einkaufen. 600 weiteren Kunden in der Region Freiburg liefert die Unternehmerin die frischen Waren direkt nach Hause. Für die Kunden richtet sie auch einmal im Jahr ein großes Hoffest aus, das sich inzwischen zu einem fröhlich-bunten Bauernmarkt mit 500 Besuchern entwickelt hat.

Die Unternehmensstrategie folgt dem Lebensplan

Für eine Chefin nicht unüblich, kommt Jutta Zeisset pro Woche locker auf 60 Arbeitsstunden. Und trotz ihrer inzwischen 30 Mitarbeiter (fünf in Vollzeit, 25 in Teilzeit) ist mehr als eine Woche Urlaub im Jahr nicht drin. „Das macht mir aber überhaupt nichts aus, weil die Arbeit mir einfach wahnsinnig viel Freude macht. Außerdem fahre ich in regelmäßigen Abständen mal ein Wochenende weg“, sagt die Unternehmerin gut gelaunt. Zudem denkt sie schon heute daran, wie sie später einmal Beruf und Familie miteinander verbinden kann. „Bei der Expansion des Hofes habe ich mir genau überlegt, ob ich zusätzliche Kunden in der Region akquirieren soll oder das Geschäft lieber hier am Ort ausbaue“, so Zeisset. Weil die langen Liefertouren zu den Kunden sich mit künftiger Kinderbetreuung nur schwer vertragen, war das „MuseumsCafé“ der optimale nächste Schritt.

Da der Hofbetrieb eigentlich schon immer Teil ihres Lebens war, wuchs die Nachfolgerin über Jahre hinweg in ihre spätere Rolle hinein. Das Learning-by-Doing ergänzt sie durch regelmäßige Fachseminare für Unternehmer in der Landwirtschaft, bei denen sie beispielsweise Verhandlungstechniken und Verkaufsstrategien erlernt. „Diese Weiterbildungen haben mir schon sehr dabei geholfen, die Unternehmensziele zu konkretisieren“, so Jutta Zeisset. Nach dem rasanten Ausbau des Geschäfts in den letzten zwei Jahren will sie es nun erst einmal langsamer angehen, doch Ideen für die Zukunft hat sie schon jetzt einige im Hinterkopf. Ihr Erfolgsrezept ist dabei klar und prägnant: „Ich weiß, was ich will. Sonst wäre ich keine Unternehmerin.“

„Die Entwicklung des Hofladens Zeisset zeigt, welche enorme wirtschaftliche Bedeutung die Unternehmensnachfolge durch Frauen hat. Hier führt eine Unternehmerin nicht nur das Lebenswerk ihrer Eltern fort, sondern schaffte in kürzester Zeit sogar mehrere neue Arbeitsplätze. Und die Nachfolgerin ist dabei nicht nur sehr kreativ im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Betriebs, sondern sie richtet ihr Konzept auch auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben aus. Diese multidimensionale Perspektive, die sich häufig bei Unternehmensübernahmen durch Frauen findet und wirtschaftliche Potenziale sowohl in materieller als auch in qualitativer Hinsicht erschließt, bildet einen wichtigen Bezugspunkt der bga-Arbeit und unserer Fokussierung auf die weitere Förderung einer weiblichen Unternehmensnachfolge“, so Iris Kronenbitter, Projektleiterin der bundesweiten gründerinnenagentur.
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